Festhalten, Konservieren, wie Marmelade

In meinem letzten Bericht habe ich euch versprochen in der kommenden Zeit wieder mehr von mir hören zu lassen und auch ich möchte jeden Moment festhalten - Konsevieren, wie Marmelade und damit ein Glas voller süßer Erinnerungen zu haben. Die Wochen verstrichen nur so und schon stand der Freitag sowie ein aufregendes Wochenende vor der Tür. Letztens durftet ihr lesen, was dafür gesorgt hat, dass die Zeit auf der Arbeit nahe zu verstreichen. Doch auch nun sind schon wieder zwei Wochen um, zwei Wochen der Schulferien in Südafrika und bei euch in Deutschland sind die Sommerferien mittlerweile eingetreten. Die Schulbesucher unter euch sind dafür wahrscheinlich sehr dankbar. Doch hier in Südafrika kann ich es kaum erwarten, dass die Schule wieder losgeht. Mit Ferienbeginn der Kinder stellte mein Körper mich auch auf Ferien um oder viel mehr er streickte. Die kalten Nächte sind mir vermutlich näher gekommen als ich wollte und so erwischte mich eine “Flu”. Die erste Ferienwoche konnte man mit mir daher nicht sehr viel anfangen, besonders mich störte meine Ungebrauchbarkeit. Im Garten hielt ich mich nie lange auf und so war ich mehr als froh, wenn wir es geschafft hatten alle Tunnel zu wässern und der Besuch von beiden Gärten an einem Tag war nicht immer möglich. Mit Mitte der Woche versagte auch meine Stimme und somit konnte ich auch nicht mehr in der Bibliothek mithelfen, sondern verbrachte den Großteil der Arbeit mehr oder wenig nützlich im Office.

Mit Ferienbeginn trat auch das normale wöchentliche Programm außer Takt. Ben, einer der Freiwilligen der letzten Generation, hatte 15 Rubik's Cubs - auch als Zauberwürfel bekannt- organisiert. Bevor ich nach Soweto gekommen war, hatte er uns gebeten die Lösungsstrategie anzueignen und dem war ich nachgekommen. Seitdem wir hier in Soweto waren, hatte allerdings kaum ein Kind sich noch mit den Würfel beschäftigt und auch die südafrikanischen Freiwilligen hatten die Würfel nahe zu vergessen. Ich nutzte also die Gelegenheit etwas an dem steifen Programm zu ändern, gemeinsam mit den beiden Jungs, Kamogelo und Ruzani, waren wir nun fast täglich damit beschäftigt den Kindern die ersten Schritte beizubringen. Der eine oder andere, der sich damit auskennt, ist bewusst, dass der erste Schritt das weiße Kreuz ist. Englisch ist zwar teilweise die Unterichtsprache, doch bedeutet dies noch lange nicht das es jedes Kind gut versteht. Dies sorgte gerade bei den Kleineren Kindern für Verwirrungen, doch selbst als die Jungs in den Muttersprachen das weiße Kreuz ausführlich erklärten, konnten wir bis heute nur bei wenigen Fortschritte machen. Doch umso glücklicher machen mich die drei Kinder, die mittlerweile beim zweiten Schritt angekommen sind. Diese schauen mir dann mit Begeisterung zu, wenn ich am Ende jeder Stunde versuche fast alle Würfel so schnell wie möglich zu lösen.

Das Basketball Training konnten wir leider nicht in den Ferien fortsetzen, die Kinder hatten uns zwar versichert, sie würden zum Training kommen, die Realität sah dann aber mal wieder anders aus. Die Kinder aus unserem Computer Course sind über die Ferien nach Hause gefahren, mit Ihnen muss nur noch eine Abschlussstunde stattfinden und werden wir unseren letzten Computer Course beginnen.

Nach Hause gefahren? Ist Glen nicht deren zu Hause? In Südafrika besitzen viele Familien trotz des Geldmangels zwei Heimaten. Bei dem einen Heim handelt es sich um die sogenannte Wahlheimat, in unserem Falle Glen. Die Eltern oder aber auch schon die Grosseltern waren hierher gekommen, um sich eine Arbeit in der großen Stadt zu suchen - Joburg. Doch die meisten gaben ihre andere Heimat nicht auf, die kann in Mpumalanga, in Limpopo oder aber auch in KwaZulu-Natal liegen. In den großen Ferien, besonders in den Sommerferien, aber auch in den Winterferien kehrt man hier her zurück und genießt das ruhige Leben. In dieser Zeit merkt man auch die Ruhe in Soweto. Wenn wir am Morgen zu Arbeit gehen oder unsere Jogging Runde, doch mal drehen, sieht man kaum einen auf der Straße. Nur noch wenige warten in der Schlange, um ein Taxi in Richtung Town zu erhalten. Aber auch am Nachmittag sieht man weniger Kinder auf der Straße als in der Schulzeit, lediglich in unserem COPESSA Park ist es voller.

Bevor wir jedoch mit den Kindern in die Ferien gestartet waren, hattet wir noch eine wunderbare zeit mit unserem internationalen Besuch. Nach unserer langen Besuchsphase von März bis April hatten wir lange viel Ruhe in unserem Haus, etwas zu viel Ruhe. Marcel und ich hatten uns dagegen entschieden dies länger so bei zu halten und hatten uns dazu entschieden unserer Heim bei couchsurfing anzumelden. Bis auf einen interessanten französischen Fotografen den ich auf Grund meines Wanderausflug mit Curtis leider nicht kennen lernen durfte, hatten wir noch keinen Besuch über die Seite erhalten. Vor zwei Wochen wurde das aber geändert, eine Italienerin und eine Inderin kehrten für zwei Nächte bei uns ein. Wir zeigten ihnen das wunderbare Glen, unseren Garten, aßen gemeinsam Kota und gingen natürlich auch zusammen feiern. Wie durch Zufall war an diesem Wochenende eine große Party in dem neugebauten Club in Glen geschmissen, halb Soweto sprach davon und ungefähr auch Halb Soweto war an diesem Samstagabend da. Die Hälfte befand sich allerdings nicht im Clubs sonder auf der Straßen um den Club. Der Club ist wirklich für die gewachsenen Mittelschicht von Soweto gebaut wurden und besonders an diesem Abend drehte sich alles nur darum zu beweisen, sich vor dem anderen zu profilieren - ein reines Sehen und gesehen werden könnten man meinen. Von der Hohen Dachterasse des Clubes konnten wir die Minibustaxis sehen, welche mit ihren dicken Anlagen für eine andere Party sorgten und wo sich eines an das andere reihte. Von oben konnten wir jedoch nur erahnen, was dort unten so abging. In der nächsten Woche durften wir erfahren, dass es in dieser Nacht sogar zu zwei Todesfällen kam. Kriminalität ist und bleibt ein Problem in Soweto. Ich bin jedoch sehr dankbar, dass all diese Handlungen abseits von meiner Anwesenheit passieren, sodass ich weiterhin ein unheimlichen Sicheres Gefühl in Soweto habe.

Neben dem Soweto Nachtleben durften wir jedoch auch viel von den beiden Mädels mitnehmen. Wir erfuhren sehr viel über das alltägliche Leben in Mumbay, die ähnlichen Problematiken eines anderen “Entwicklungsland” bzw. materiell ärmeren Land und besonders die Erzählungen der fernöstlichen Köstlichkeiten ließen in mir wieder das Reisefieber hervorrufen. Doch auch Reisenberichten aus Mittelamerika, den Alltagsgeschichten in Kenia und Italien ließen uns wachsen. Nach zwei Tagen in unserem bescheidenen Heim, traten die beiden den Weg nach Bloemfontain und damit in Richtung Kapstadt an. Alleine Reisen in Südafrika als Frau ist in keinem Fall gefährlich wie es vielleicht noch in den Köpfen vieler verankert ist und wie das Beispiel der beiden zeigt, heißt es noch lange nicht, dass man immer alleine bleibt. Die beiden hatten sich erst in Johannesburg bei einer anderen couchsurfer Unterkunft kennengelernt, weil die beiden ungefähr den gleichen Plan verfolgten entschlossen sie sich kurzer Hand zusammen weiter zu reisen. So schnell kann man also zu neuen wunderbaren Bekanntschaften kommen!

Bis auf meinen Kirchenbesuch mit meinem Freund Ruzani wich mein Wochenende nicht von einem normalen ab - Ausschlafen, Waesche mit der Hand waschen, Freunde besuchen, lesen etc. Der Besuch hatte es mit drei Stunden in sich. Ich moechte aber mal wieder eure Neugier auf die Folter spannen und so koennt ihr im naechsten Bericht mal etwas ueber die Rolle von Religion in Suedafrika lesen.

Wer noch mehr von mir lesen moechte, auf tapir gibt es wieder einen neuen Urlaubsbericht (!).