Ubuntu, Wäsche und Touristen

Meine neue Heimatadresse


Wenn ich mein Wochenende in nur drei Worten beschreiben müssten, dann würde es wahrscheinlich so auffallen.

Ubuntu


Nach nun zwei Wochen am anderen Ende der Welt, wird der Drang sich endlich mal wieder neben dem morgendlichen gießen sich körperlich zu verausgaben immer größer. Also ging es für Marcel und mich am Samstagmorgen zur Outdoor Gym. COPESSA hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, einige der vermüllten Flächen umzugestalten und für die Community nutzbar zu machen. Dabei ist neben einem Spielplatz für Kinder mit einer Bibliothek, ein Park mit der von mir erwähnten Outdoor Gym entstanden. Glücklicher Weise waren dort nicht wie am Abend zuvor Kinder da, die die dortigen Sportgeräte zu Spielgeräten umgewandelt haben. Nach etwa einer viertel Stunde gesellte sich noch ein Familienvater zu uns, der sich angeregt mit uns zu unterhalten anfing und unbedingt mit uns in Verbindung bleiben wollte, damit wir die Gegend besser kennen lernen können. Also mal sehen, was sich noch alles so ergibt! Doch das war nicht die einzige freudige Begegnung mit den Bewohnern von Protea Glen. Nach unserem einstündigen Sportprogramm sind wir weiter zur Mall gegangen, um noch ein paar Sachen für das Wochenende zu kaufen. Auf unserem Heimweg begrüßte uns eine Mutter und verwickelte uns prompt in ein Gespräch. Von ihr wurde uns erneut das lokale sogenannte Lebensmotto nahegebracht: Ubuntu. Damit soll ausgedrückt werden, man selber ist nur, weil die anderen sind und umgekehrt gilt natürlich das gleiche. Die anderen können nur sein, weil du selber bist. Je größer das Netzwerk ist, umso besser.

Wäsche


23 kg – für ein Jahr erscheint einem recht wenig. Das bedeutet, aber auch das nach zwei Wochen die saubere Wäsche irgendwann mal aufgebraucht ist. Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass wir in unserem Haus eine Waschmachine vorfinden. Diese ist scheinbar im Vermieterwechsel und Renovierungsprozess auf der Strecke geblieben. Nun blieb mir auf die Schnelle nichts anderes übrig als ganz Oldschool die Wäsche mit der Hand zu waschen bzw. sie teilweise zu treten.




Touristen


Nach dem der Samstag recht entspannend verlief, schlüpften wir am Sonntag mal in die Rolle eines typischen Deutschen, Tourist sein. Soweto ist eines der größten Townships in ganz Südafrika und befinden wir wohnen im neuesten Teil von Soweto, das bedeutet auch, dass wir im äußersten Teil von Soweto wohnen. Orlando West dagegen liegt dagegen so ziemlich im Zentrum von Soweto und gehörte vor der Einführung der Townships durch das Apartheidregimes noch zu Johannesburg. In Orlando West finden sich einige Touristische Auspflugziele, die wir auch einmal abgrasen wollten: Die ehemalige Heimatadresse zweier Friedensnobelpreisträgern, Mandela und Tutu und das Hektor Peterson Museum. Die große Frage war aber: Wie kommen wir dahin? Unser netter Nachbar half uns dabei aber aus. Wir mussten als erstes zu einer Minibus Zentrale, namens Bara, und dann weiter nach Orlando West. Nach circa einer Stunde Fahrt durch Soweto waren wir dann auch da und sofort merkte man: Wir sind an einem Touri-Magneten. Es reihte sich ein Verkaufsstand mit Souvenirs an das andere, ähnliches konnte man bei den Gaststätten feststellen und auch der ein oder andere Straßenkünstler begegnete uns. Unsere erste Station war dann das Nelson Mandela Haus, in dem der spätere Führer insgesamt 15 Jahre gewohnt und gelebt hat. Im Vergleich dazu hat er allerdings mehr Zeit in Gefangenschaft gelebt, diese Zeit nahm nämlich 27 Jahre ein. Im Mandela Haus wurden wir von einer Freiwilligen herumgeführt, die uns so schnell wie möglich alle wichtigen Fakten zu Nelson Mandela herunter rattern konnte. Wie alle typischen Township Häuser hat diese auch nur eine begrenzte Fläche und diese wurde mit möglichst vielen Ausstellungstücken bestückt. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir für den Eintrittspreis von R60 mehr erhofft. Da mir auch noch einige Fakten zu Nelson Mandela bekannt waren. 
Das Mandela Haus

Briefe von Mandela, 500 Woerter durfte er damals nur in seinem Brief verwenden

Spenden aus aller Welt. Nah wer erkennt den neuen (!) 5 Euro schein?


Street art die uns auf dem Weg zum anderen Museum begegnet ist



Weitere ging es dann zum Hector Peterson Museum. Am 16. Juni 1976 fand in Soweto, Orlando West ein Schüleraufstand gegen das damalige Bantu Bildungssystem, viel mehr gegen die Einführung von Afrikaans als Unterichtssprache anstelle des normalen English. Der Aufstand der zu nächst friedlich begann, begegnete die Polizei gewaltsam – das fast hunderte Tote und viele Verletzte mit sich zog. Dabei muss man immer im Hinterkopf behalten, dass es sich dabei um Schüler, ja ganz normale Kinder, handelte. Das Foto des toten 13-jährigen Jungens Hector Peterson ging um die Welt und sorgte neben dem Massaker von Sharpeville 1962 erneut fuer weltweite Diskussionen um das damalige Regime South Africas. Die in der Straße verteilten Infotafeln bereiteten einen schon ein bisschen darauf vor, was einem in dem Museum erwartet. Das Museum ist wahnsinnig gut aufbereitet und gibt die damalige Situation der Schüler sehr gut wieder, das Mandela Haus konnte da nicht mit halten! 

Danach ging es schon so langsam zurück, auf an einem Aussichtpunkt haben wir uns nochmal verwirklichen können wir rießig der Township ist und konnten nur Ansatzweiße begreifen, wie viele Menschen hier leben müssen.


Die Orlando Tower, ehemalige Kuehltuerme die nun zum Bungee Jumping einladen

Muell ist ein wahnsinnges Problem in Soweto, selbst die Touri Orte bleiben davon nicht verschont


Zwar ein weiter Blick, aber unseren Ortssteil von Soweto kann man trotzdem nicht sehen.

Der Rückweg ging dann etwas schneller. Der rappelgefüllte Minibus nahm von Bara aus den schnelleren Weg über den Highway, so dass wir dann wieder vertrauten Boden betreten konnten.

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