Nach dem Jahr ist vor dem Jahr #1

Was macht man eigentlich so den lieben langen Tag, wenn man nicht mehr die Schulbank drücken muss? Man kann sich mit den Dingen beschäftigen, die einen wirklich interessieren - in meinem Fall Südafrika. Doch wo soll man am besten anfangen?! Ich habe erstmal auf die gute alte Stadtbibliothek zurück gegriffen, wo ich auch fündig wurde. Schnell habe ich eine Freundin eingeladen und so haben wir uns einen schönen "Südafrika-Filmabend" mit Salat und Eis gemacht.

Los ging es mit "Schande", eine Romanverfilmung mit John Malkovich, ein Film der sich im Vergleich zu anderen Filmen über Südafrika nicht direkt mit dem Schwarz-Weiß-Konflikt und dem Apartheidsregime Südafrikas auseinander setzt oder dessen geschichtlichen Verlauf. Allerdings kommt dieses Film auch nicht ohne aus. Denn so wie zu Deutschland NS-Regime und die ehemalige DDR dazu gehören, so gehört auch das Apartheidsregime zu Südafrika. Die Grundlage für diesen Film bietet der Roman des Literaturnobelpreisträger J.M.Coetzee, es gingen also hohe Erwartungen an den Film mit einher. John Malkovich spielt David Lurie, einen Professor für romantische Literatur an der Universität in Kapstadt. Zweifach geschieden, allein und unzufrieden, so kommt es das er eines Tages eine seiner Studentinnen "verführt". Sie fühlt sich dagegen belästigt, so dass es die Affäre auffliegt und David entlassen wird. Daraufhin entscheidet er sich seine Tochter Lucy (Jessica Haines) auf ihrer weit abgelegenen Farm für längere Zeit zu besuchen. Dort begegnen ihnen die Folge des Apartheidsregime und Gesellschaftlicher Unterschiede, die mittlerweile bereits im Inneren des Landes angekommen sind. Es kommt zu einem brutalen Übergriff, welcher das Verhältnis der beiden für immer stört und noch viel größere Folgen aufweist.

Es wurde ein Drama von Steve Jacob geschaffen, dass einen berührt, verstört und zum Nachdenken anregt. John Malkovich zeigt schauspielerische Größe und verleiht seinem Charaker ausdruck. Die gezielte Kameraführung gibt einem ein Gefühl für die zu gleich trügerische und wunderschöne Landschaft Südafrikas. Die Gesellschaftlichen Unterschiede Südafrika lassen sich an Hand der Geschichte, gut erkennen und werden persönlicher. Ein Film, nach dem man den kompletten Abspann da sitzen muss, um sich über den Film im klaren werden muss. Man versucht sowohl die Haltung von Lucy als auch von David zu verstehen.
Ein durchaus gelungener Film, der jedoch durch seine direkten Art nicht jedem gefallen könnte. Wer dagegen an Südafrika und die momentane soziale Situation, wie ich interessiert ist, dem kann ich diesen Film nur empfehlen.




Weiter ging es mit "Goodbye Bafana" (freiübersetzt: "Leb wohl, Bruder"/ "Leb wohl, Junge") im Gegensatz zu dem vorherigen Film steht hierbei Nelson Mandela im Mittelpunkt. Die Geschichte basiert auf den Memoiren des Gefängniswärters, die Sichtweise der ganzen Handlung wird dadurch einmal umgekehrt. Durch die Geschichte hin zu einem neunem Südafrika (SA) führt uns James Gregory (Joseph Fiennes), der zu nächst "böse" Weise. Er kommt Ende der sechziger Jahre auf die Insel mit inhaftierten ANC-Aktivisten, der Gefängnisinsel Robben Island -mittlerweile ein Touristenmagnet. Unter diesen "Terroristen" ist auch Nelson  Mandela (Dennis Haysbert). Ihm soll sich James Gregory während seiner Dienstzeit annäher, wodurch sich eine Freundschaft anbahnt, die aus dem Regimeanhänger, einen Zweifler oder Gegner macht.

An der Seite der typischen sechziger Jahre Hausfrau, gespielt von Diane Kruger, wachsen auch seine Kinder in Richtung eines neuen Südafrikas auf. Welche im Vergleich zu den Erwachsenen keinen Unterschied zwischen Schwatz und Weiß erkennen. Auf diese Weise wird Nelson Mandela nicht zur Hauptfigur, die nicht an seinen Hindernissen wächst, dem die Steine auf seinem Weg nichts ausmachen. James Gregory lässt ihn zum Freund, Gefährten, fast persönlichen Vertrauten aufsteigen. Auf keine andere Weise hätte man den geschichtlichen Verlauf besser nach vollziehen können. Allerdings steht in diesem Film die Vermittlung der Persönlichkeit Mandelas im Vordergrund, so dass die schauspielerischen Leistungen und die Handlung an sich nicht überragen."Goodbye Bafana" informiert und bietet einen guten Einstieg in die komplexe Geschichte Südafrikas, bleibt allerdings nicht als filmische Meisterleistung im Gedächtnis.





Ich hoffe, einer der beiden Filme hat dich angesprochen und landet auch mal bei dir demnächst im DVD Player. 
Hast du vielleicht einen Filmtipp? Dann immer her damit!